Psychiatry and abuses of human rights

Hier können Sie den Artikel “Psychiatry and abuses of human rights” von James Welsh aus dem Jahr 2006 herunterladen:
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Der Artikel erschien auch in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 14, 2006, Nr. 1+2, S. 95-110
Die Zusammenfassung des Texts können Sie hier lesen:
Psychiatry has the potential to affect fundamental individual rights and liberties in a way which is different from other areas of medicine. This is so because of (i) its focus on behaviour as well as on pathology; and (ii) the powers granted to medical professionals which can lead to deprivation of liberty for certain incompetent individuals. – This short review examines some of the issues in psychiatry in which Amnesty International (AI) has documented abuses and expressed concerns. While not comprehensive, the paper does indicate the breadth of human rights issues touching on psychiatry and indicates a need for engagement by mental health professionals in questions of human rights. – AI documented the misuse of psychiatry to detain healthy political dissenters in the USSR in the 1970s and 1980s. In other states – Romania, former Yugoslavia, Hungary, Czechoslovakia – similar allegations were made though at a much lower frequency than in the USSR. There does not appear to have been the Soviet type of abuse in the former German Democratic Republic. In recent years the political internment of individuals in mental institutions has been reported in China and Turkmenistan. – Other human rights violations have a relevance to psychiatry and psychology. Torture has left many victims suffering serious psychological sequelae and there is now a considerable body of literature on the effects of and clinical response to torture. There has also been a vigorous debate since 2001 about the role of mental health expertise in assisting in the „war on terror“ through the development or refinement of interrogation techniques. – In the USA, psychiatrists are involved in different aspects of capital punishment – from the arrest of the accused to the carrying out of an execution – though the situation is poorly documented in other countries. The key issues of ethical concern are assessments of competence or fitness and future dangerousness. Well-documented cases of seriously mentally ill prisoners being executed in the USA and Japan have been documented and it undoubtedly also happens in other countries. – Amnesty International has argued that psychiatrists have an important role to play in opposing human rights violations, contributing to their documentation. Moreover psychiatrists can contribute to the fulfilment of the human rights goal of protecting and promoting the right to the highest attainable standard of physical and mental health as well as addressing a wider range of human rights issues relevant to mental health.
Psychiatrie und der Missbrauch von Menschenrechten
Die Psychiatrie hat das Potential, fundamentale individuelle Rechte und Freiheiten in einer Weise zu beeinträchtigen, die sich von anderen Gebieten der Medizin unterscheidet. Dies liegt darin begründet, dass (i) ihr Fokus sowohl auf Verhalten als auch Pathologie gerichtet ist; und (ii) liegt es an der Machtfülle, über die medizinische Fachkräfte verfügen und die dazu führen kann, bestimmte Personen, die in Teilen ihrer Lebensführung Defizite aufweisen, in ihrer Freiheit einzuschränken. – Die in diesem Text gegebene kurze Übersicht stellt einige der Psychiatriefelder dar, in denen amnesty international (ai) Missbrauch dokumentiert und seine Besorgnis darüber zum Ausdruck gebracht hat. Wenn auch nicht umfassend, zeigt der Beitrag die Breite von Menschenrechtsthemen hinsichtlich Psychiatrie auf und weist auf die Notwendigkeit des Engagements von Heilberufler/inne/n in Menschenrechtsfragen hin. – Ai dokumentierte den Missbrauch der Psychiatrie an gesunden politischen Oppositionellen, die in der UdSSR in den 1970er und 80er Jahren festgehalten wurden. In anderen Staaten – Rumänien, Ex-Jugoslawien, Ungarn, Tschekoslowakei – wurden ähnliche Vorwürfe erhoben, wenn auch nicht so häufig wie in der UdSSR. In der DDR scheint es die sowjetische Form des Psychiatrie-Missbrauchs nicht gegeben zu haben. In den letzten Jahren wurde die politische Inhaftierung von Personen in chinesischen und turkmenischen Psychiatrien berichtet. – Auch andere Menschenrechtsverletzungen sind für Psychiatrie und Psychologie relevant. Folter hat bei vielen Opfern schwerwiegende psychologische Folgen hinterlassen, und es existiert inzwischen ein beträchtlicher Forschungsumfang über die symptomatischen Auswirkungen von Folter. Weiter gibt es seit 2001 eine intensive Debatte über die Rolle von heilberuflicher Expertise bei der Unterstützung des „Kriegs gegen den Terror“, etwa durch die Entwicklung oder Verfeinerung von Befragungstechniken. – In den USA sind Psychiater in verschiedene Aspekte der Todesstrafe involviert, von der Festnahme des Beschuldigten bis zur Ausführung; für andere Länder ist die Lage wenig dokumentiert. Die Schlüsselprobleme aus ethischer Sicht sind die Begutachtung der persönlichen Kompetenz / Tauglichkeit der „Todeskandidaten“, sowie deren zukünftiges Gefahrenpotential. Gutdokumentierte Fälle von psychisch schwer kranken Gefangenen werden aus den USA und Japan berichtet, aber zweifelsohne geschieht dies auch in anderen Ländern. – Amnesty international macht geltend, dass Psychiater/innen eine wichtige Rolle dabei zukommt, Menschenrechtsverletzungen entgegen zu wirken, indem sie zu ihrer Dokumentierung beitragen. Außerdem können Psychiater/innen beitragen zu der Erfüllung des Menschenrechtsziels, das Recht auf den höchst erreichbaren Standard physischer und psychischer Gesundheit zu schützen und zu fördern sowie auch auf einen darüber hinaus gehenden Bereich von heilberuflich relevanten Menschenrechtsthemen aufmerksam zu machen.