„In meiner Heimat haben sie mich mit Stöcken geschlagen, hier schlagen sie mich mit Watte“. Exil in Deutschland als traumatische Sequenz

Hier können Sie den Artikel “„In meiner Heimat haben sie mich mit Stöcken geschlagen, hier schlagen sie mich mit Watte“. Exil in Deutschland als traumatische Sequenz” von Viola Schreiber, Ernst-Ludwig Iskenius, Elise Bittenbinder, Gudrun Brünner, Freihart Regner aus dem Jahr 2006 herunterladen:
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Der Artikel erschien auch in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 14, 2006, Nr. 1+2, S. 273-293
Die Zusammenfassung des Texts können Sie hier lesen:
Politische psychische Traumatisierung kann als ein sequentieller Prozess (nach Keilson) oder als Stress-Kontinuum (nach Silove) verstanden werden, in dem sequentiell auftretende Belastungsfaktoren einander in der Destabilisierung der adaptiven Systeme des Betroffenen verstärken. In diesem Sinne sind auch politische Verfolgung, Flucht und Exil als traumatische Sequenzen zu verstehen, wobei nicht nur die im Herkunftsland erfolgte Traumatisierung, sondern auch die in Deutschland erfahrene Realität des Asyls Gesundheit oder Krankheit des Flüchtlings bestimmen. Dabei ist ein bereits traumatisierter Flüchtling in Deutschland von der Unterbringungssituation bis zur Kettenduldung vielfältigen Belastungsfaktoren ausgesetzt. In ihrer traumastabilisierenden und -verstärkenden Wirkung verletzt diese Situation das Menschenrecht auf Gesundheit und setzt damit die erlittene Menschenrechtsverletzung fort. Es wäre daher an der Zeit, die Asyl- und Ausländerrechtspraxis zu überdenken und nachhaltig zu ändern.
„In my home country, they have hit me with clubs, here they hit me with cotton wool“
Exile in Germany as a traumatic sequence
Political psychological trauma can be understood as a sequential process (Keilson) or as a continuum of stress (Silove). Challenges occurring in different traumatic sequences compound each other in the destabilisation of the victim’s adaptive systems. Political persecution, flight, and exile can also be understood as traumatic sequences. It is not only the trauma experienced in the country of origin but also the reality of asylum in Germany that impact on the refugees’ health. A refugee who is already traumatized is thus exposed to multiple challenges – from housing problems to constant uncertainty regarding their residents permits. In stabilising and aggravating trauma, this situation violates the human right to health and prolongs the human rights violation suffered before. It is thus time to reconsider the practice of law on asylum and aliens in Germany.