Update zum Fall Raif Badawi in Saudi-Arabien

Liebe Leser*innen, hier noch mal eine Zusammenfassung des Falls und die Geschehnisse der letzten Wochen. Zudem haben wir ein paar Medienberichte hinzugefügt, die sich mit Badawi und seinem Schicksal beschäftigen.
Raif Badawi istin akuter Gefahr gefoltert zu
werden, weil er sein Recht auf Meinungsfreiheitwahr genommen hat.

Er hat 2008 die Webseite „Saudi-ArabischeLiberale“ gegründet. Auf

dieser hat er zu einem öffentlichen Meinungsaustauschüber politische,

soziale und religiöse Themen aufgerufen. Die Anklage,die gegen Raif

Badawi erhoben wurde, stützte sich auf mehrere seiner Artikel.Er wurde

schließlich wegen der Gründung der Webseite (= Verstoß gegen dasGesetz

zur Informationstechnologie) und wegen „Beleidigung des

Islam“verurteilt. Nach einem langen juristischen Tauziehen wurde er im

Mai 2014zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockschlägen verurteilt worden.

Des Weiteren wurde ihm ein anschließendes Reiseverbot von zehn Jahren,

ein Verwendungsverbotfür Medienkanäle und eine Geldstrafe von einer

Million Saudi-Riyal (etwa195 000 Euro) auferlegt.

Anfang des Jahres wurden dieStockhiebe das erste Mal vollstreckt. Ein

Augenzeuge berichtete Amnesty von der öffentlichen Folter des saudischen

Aktivisten am 9. Januar 2015: Raif Badawi erhielt gefesselt auf einem

Platz vor der Al-Jafali-Moscheein Dschidda 50 Hiebe. Schaulustige

versammelten sich um ihn herum. An seinemGesicht sei abzulesen gewesen,

dass er bei dieser Tortur und Demütigunggroße Schmerzen hatte. Die noch

gegen ihn ausstehenden 950 Stockschlägekönnten im Laufe der kommenden

Wochen vollstreckt werden.

Am 16.1. sowie 23.01. wurdendie Schläge offiziell aufgrund des

gesundheitlichen Zustands von Raif Badawinicht vollstreckt. Trotz

dessen besteht die Strafe weiter und ihm drohtinsgesamt 20 Wochen lang

diese schreckliche Tortur.

Bereits am 15. Januar protestiertenwir seitens des SdS und Bezirks vor

der saudi-arabischen Botschaft in Berlinund übergaben rund 50.000

Briefe und Unterschriften, die wir in den letztenWochen in Deutschland

gesammelt haben u.a. im Briefmarathon und an Schulen.Am

Donnerstag den 22.01. versuchten wir noch einmal den Druck auf die

saudi-arabische Regierung zu erhöhen, die Folter an Raif Badawi

zu stoppen. Etwa 150 Mitglieder und Unterstützer versammelten sich vor

der Botschaft um gegen die Stockhiebe für Raif Badawi zu protestieren.

Dabei war diesmal auch unsere Generalsekretärin Selmin Caliskan.

Prominente Unterstützungerhielt die Aktion unter anderem durch den

Bundesvorsitzenden von Bündnis90/Die Grünen Cem Özdemir, die

Schauspielerin Katja Riemann und den Leiterder Akademie der Künste,

Klaus Staeck sowie Reporter ohne Grenzen. Auch diesmal wurden wieder

Briefe und Petitionen übergeben. Insgesamt wurden 91.000 gesammelte

Unterschriften in Form von ausgedruckten Online-Unterschriftensowie

einige Schülerbriefe direkt übergeben.

Doch nicht nur in Deutschlandfinden Aktionen gegen die Folter und das

Urteil an Raif Badawi und fürdie Meinungsfreiheit statt. Weltweit haben

bereits über 867.000 Menschenin Appellen ihrem Protest in diesem Fall

Ausdruck verliehen. In Deutschlandliegt diese Zahl mit Stand heute bei

über 97.000.

Hier findet ihr einige Videoszu dem Thema:

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/446#/beitrag/video/2328452/ZDF-heute-journal-vom-23-Januar-2015
http://www.faz.net/aktuell/politik/nach-verurteilung-amnesty-protestiert-fuer-die-freiheit-von-blogger-badawi-13385895.html
http://www.dw.de/viel-solidarit%C3%A4t-mit-raif-badawi/av-18209869
http://www.zdf.de/ZDFmediathek/kanaluebersicht/446#/beitrag/video/2327614/Widerstand-gegen-Badawi-Auspeitschung

In Deutschland wird es inden nächsten Wochen in Berlin vor der

Saudischen Botschaft, sowie in Frankfurtvor dem Saudischen

Generalkonsulat, ehrenamtliche Mahnwachen geben, umden Druck auf die

Saudische Regierung aufrecht zu erhalten.

Wenn ihr euch kurzfristig  andiesen Mahnwachen beteiligen oder selbst

eine machen wollt, beispielsweisein Fußgängerzonen, wäre jetzt eine

gute Zeit dafür, weil der Fall zur Zeitbekannt ist und teilweise auch

unter „Je suis Raif Badawi“ kursiert bzw. weil wir kurzfristig die

vollständige Aussetzung der Körperstrafe sowiedie Freilassung von

Badawi erreichen wollen.
Materialien könnt Ihr als Amnesty-Mitglieder bzw. lokale Gruppen bei uns anfordern.