Krankheit als Sicherheitsrisiko Zur medizinischen und psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Migranten ohne Papiere

Hier können Sie den Artikel “Krankheit als Sicherheitsrisiko Zur medizinischen und psychosozialen Versorgung von Flüchtlingen und Migranten ohne Papiere” von Dr. Ulrike Heckl aus dem Jahr 2004 herunterladen:
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Den Beginn des Texts können Sie hier lesen:
Illegalität ist nichts Spektakuläres, taucht selten in den Schlagzeilen auf und hinterlässt öffentlich keine Spuren. Die Schätzungen schwanken zwischen 100.000 und 1,5 Million „heimlicher Migranten“ oder “Papierloser“ in Deutschland (Berliner Ärzte 2002, Bühring 2001, Beisbart 2003). Genaue Zahlen gibt es nicht und die Angaben sind gefärbt, je nachdem, ob durch das Thema Bedrohung erzeugt oder die Bedeutung heruntergespielt werden soll. Als wesentliche Quellen dienen die Berichte des Bundesgrenzschutzes (BGS) über die Aufgriffe an den Grenzen und die polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zur illegalen Beschäftigung und Fälschung von Einreise – und Aufenthaltsdokumenten.
Die Bezeichnung „Illegale“ wird von Menschenrechtsorganisationen abgelehnt, da sie diese heterogene Gruppe der Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus pauschal kriminalisiert. Viele von ihnen sind aufgrund restriktiver Auslegung der Ausländergesetze „illegalisiert“ worden. Ein Leben ohne legalen Status kann durch sehr unterschiedliche Faktoren bestimmt sein. So setzt sich die Gruppe der Menschen, die ohne gültigen Aufenthaltsstatus in der BRD leben, zusammen aus:
• abgelehnten Asylbewerbern, die aus Angst vor einer Abschiebung untergetaucht sind.
• Familienagehörigen, „legal“ in Deutschland Lebender, die ohne Genehmigung nachgezogen sind
• mit Touristenvisa Eingereisten, die hier geblieben sind
• Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien und nicht gemeldete Arbeitskräften anderer Nationalitäten, die auf dem Bau, in der Gastronomie oder in privaten Haushalten arbeiten (Pendelmigranten)
• Opfern von Zwangsprostitution und Menschenhandel
• Studenten, deren Aufenthaltsbewilligung abgelaufen ist und die ohne gültigen Aufenthalt weiter in Deutschland leben
• Staatenlosen und Menschen mit ungeklärter Staatsangehörigkeit
Wie groß der Anteil an Flüchtlingen unter ihnen ist, lässt sich nicht sagen. Allerdings geht aus der epd – Dokumentation „Illegal in NRW“ hervor, dass 40% der Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus in Nordrhein-Westfalen zuvor Asylsuchende waren (epd – Dokumentation 2003) und von den 35 „illegalen“ Gesprächspartnern, die im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Lebenssituation „illegaler“ Migranten in Leipzig interviewt wurden, waren 12 Flüchtlinge
(Alt 2000).