Hier können Sie den Artikel “TherapeutInnen, Flüchtlinge und Abschiebung. Zur Funktion und Problematik von Begutachtungen
bezüglich Traumatisierung und Reisefähigkeit” von Johannes Bastian, Peter Boppel und Dietmar Schmitz-Burchartz aus dem Jahr 2001 herunterladen:
2001 begutachtung reisefähigkeit LucasMoel
Dieser Artikel erschien auch in: Zeitschrift für Politische Psychologie, Jg. 8, 2000, Nr. 4, und Jg. 9, 2001, Nr. 1, S. 397 – 412
Die Zusammenfassung des Texts können Sie hier lesen:
Der Beitrag stellt an Fallbeispielen, Gerichtsurteilen und Gutachten aus Berlin dar, wie ÄrztInnen und PsychologInnen bei der Begutachtung der Traumatisierung und Reisefähigkeit von Flüchtlingen für staatliche Politikvorgaben und Verwaltungsziele instrumentalisiert und dadurch in schwere professionelle und ethische Konflikte gebracht werden. Nicht selten resultieren Verstöße gegen Prinzipien heilberuflichen Handelns. Denn die fachliche Stellungnahme ist für die PatientInnen oft die letzte Hoffnung, Schutz vor drohender „Abschiebung“ zu finden und die Behandlung fortzusetzen. Die Berliner Ausländerbehörden erkennen jedoch Atteste, die Traumatisierung oder Reiseunfähigkeit bescheinigen, regelmäßig nicht an, diskreditieren sie und geben Stellungnahmen von Amts- oder PolizeiärztInnen Vorrang. Diese sind vielfach mit gravierenden fachlichen Mängeln behaftet, die verwaltungsgerichtlich wie auch durch unabhängige Gutachten und Untersuchungen nachgewiesen sind. Der Beitrag beschreibt die häufigsten Fehler. Mangelnde Qualifikation und Empathie der GutachterInnen sowie rigide Behördenpraxis können weitreichende Retraumatisierungen bewirken, die den Gesundheitszustand der PatientInnen nachhaltig verschlechtern. Hieraus ergeben sich Folgerungen zur Sicherung professioneller Qualitätsstandards der Begutachtungen, zur Rechtssicherheit bei der Anerkennung lege artis erstellter Gutachten, zur Beendigung der gegenwärtigen Abschiebepraxis sowie zur Rolle der Fachverbände in Konflikten zwischen Verwaltungsvorgaben und Professionsethik.